Nachfolgende Seite (106) aus der Inaugural-Dissertation mit dem Thema
UNTERSUCHUNGEN ZU
REAKTIONEN VON DEHYDROASCORBIN- UND DIKETOGULONSÄURE
MIT HILFE RECHNERUNTERSTÜTZTER INFRAROTSPEKTROSKOPIE
vorgelegt von Detlef Pagel aus Hermannstein / Kreis Wetzlar
Gießen 1992
wurde vom Autor abgetippt und übersetzt
und mit seiner freundlichen Genehmigung ins
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Web gestellt ©2016.
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5 Zusammenfassung
In dieser Arbeit wurden die Oxidation und Reduktion des
Ascorbinsäure / Dehydroascorbinsäure - Redoxsystems sowie die
hydrolytische Verseifung der Dehydroascorbinsäure zur
Diketogulonsäure untersucht. Mit Hilfe der ermittelten
Bandenparameter, Standard- und Kalibrierspektren aus den
Infrarot-Messungen an H-O- und C=O-Bindungsgruppen enthaltenden
Substanzen erfuhr die Methodik zur infrarotspektroskopischen
Beobachtung der Reaktionen als auch die Interpretation eine wesentliche
Unterstützung.
In diesem Zusammenhang wurden die Probleme der Keto-Enol-Tautomerie an
Acetylaceton und (iso-)Ascorbinsäuren studiert. Ferner
zeigte sich, daß sich die den Dipolmomentsänderungen
proportionalen Quadratwurzelwerte des integralen
Extinktionskoeffizienten der O=C-Streckschwingungsmoden durch den
Einsatz von benachbarten Bindungsgruppen vergleichbar änderten.
Das Phänomen der Hydratation von Ketogruppen konnte an einem
einfachen Molekül (Butanal) infrarotspektroskopisch verfolgt
werden. Bei den Dehydroascorbinsäuren in Lösung ist die
Interpretation wegen mehrerer sich beeinflussender Effekte noch
mehrdeutig, jedoch ergaben sich klare Unterschiede im H-O- und
O=C-Streckschwingungsbereich zwischen kristalliner bis-DHA und
der hydratisierten DHA-Form. Eindeutig gelang die Deuterierung der
HO-Gruppen bei der bis-DHA. Für den Verseifungsvorgang der
DHA wurden temperatur- und pH-abhängige Zusammenhänge mit
einer Aktivierungsenergie von 79.3 kJ/mol ermittelt. Mit Hilfe der EDV
konnten aus den D2O-Lösungen bis zu drei
Infrarot-Standardspektren, nämlich von DHA, DKG und einer weiteren
reduktonähnlichen Substanz, separiert werden. Der mit der
pH-Titration und Infrarot-Spektroskopie ermittelte pKs-Wert
für das Verseifungsprodukt (die DKG) entspricht den bekannten pKs-Werten
für Oxocarbonsäuren. Die CO2-Bildung in
Preßlingsspektren kann auf die decarboxylierende DKG
zurückgeführt werden, jedoch ist DKG in hohen Konzentrationen
in Lösung bei 37°C noch ziemlich stabil. Ausgehend von
DKG-Stammlösungen wurden DKG-Zersetzungsreaktionen auch im
neutralen und alkalischen pH-Bereich, außer mit der
Infrarot-Spektroskopie noch mit der Spektralphotometrie, der
Fluoreszenz- und auch der ESR-Spektroskopie qualitativ untersucht. Die
bei hohem pH-Wert sowohl aus DHA als auch DKG gebildete rubinrote,
gegen Lufteinflüsse nicht stabile Substanz kann mit radikalischen
Prozessen in Zusammenhang gebracht werden. Es wurde ein auf R-O•-Radikale
hindeutendes ESR-Signal gefunden.
Problematisch ist, daß Reduktion und Oxidation von DHA- und
DKG-Instabilitäten beeinflußt werden. So reduzieren
äquimolare NADH-Konzentrationen die DHA im physiologischen
pH-Bereich wegen der zusätzlichen DHA-Verseifung nur
unvollständig. Das gleiche gilt bei Reduktionen durch
H-S-gruppenhaltige Substanzen, für die eine zur DHA-Verseifung
ähnliche scheinbare Reaktionsordnung gefunden wurde. Jedoch wird
bei Reaktionen durch H-S-Gruppen infrarotspektroskopisch ein
Zwischenzustand nachgewiesen, dem die eigentliche
DHA-Reduktionsreaktion folgt. Bei den Oxidationsreaktionen wurden klare
infrarotspektroskopische Unterschiede zwischen den zur
C(6)-O-C(3)-Ringbildung unfähigen und fähigen Derivaten
gefunden.